Verhalten im Brandfall am Arbeitsplatz

Verhalten im Brandfall am Arbeitsplatz

Ob Kurzschluss, umgefallene Kerze, Rauchen, defektes Elektrogerät oder Industrieunfall – ein Brand kann schnell entstehen. Im gewerblichen Bereich ist ein Brandereignis oft das Ende eines Unternehmens. Neben den finanziellen Schäden steht zudem die unersetzbare Unversehrtheit von Menschen auf dem Spiel. Um potenzielle Gefahren im Brandfall zu vermeiden, kommt es auf das richtige Verhalten an. So sollten Sie reagieren, wenn es am Arbeitsplatz Feuer fängt.


Ruhe bewahren im Ernstfall – keine Panik!

Angst oder Panik gilt es zu vermeiden, um keine falschen Fluchtreaktionen auszulösen. Ängstliche Personen müssen zunächst beruhigt und zum raschen Verlassen des Gefahrenortes angewiesen werden. Das Vorgehen bei einem Brand lässt sich in die drei Bereiche „Brand melden“, „in Sicherheit bringen“ und „Löschversuch unternehmen“ gliedern.

Branderkennung und Alarmierung – sofort das Feuer melden

Melden Sie sofort den Brand mit genauen Angaben über Brandstelle und Umfang des Feuers. Achten Sie auf Rückfragen der Feuerwehr und von Verantwortlichen. Zum frühzeitigen Erkennen eines Feuers dienen Rauchmelder und weitere sicherheitstechnische Anlagen im Unternehmen. In vielen Betrieben sind Brandmelde- und Sprachalarmanlagen mit Aufschaltung zur örtlichen Feuerwehr vorgeschrieben. Die korrekte Installation, Instandhaltung und der verlässliche Betrieb im Ernstfall wird dabei mit einer Zertifizierung nach der Feuerwehrnorm 14675 gesichert. Denn selbst nach jahrelangem „Nichteinsatz“ müssen die Anlagen bei einem Brand funktionieren. Zudem warnen sie bereits bei Rauchentwicklung, denn selten sind es Verbrennungen, durch die Menschen umkommen – gerade die Rauchvergiftung stellt eine der Hauptgefahren bei Bränden dar.

Brandausbruch: Mitarbeiter und sonstige Personen umgehend warnen

Trotz der genannten Sicherheitsanlagen bemerken nicht alle Mitarbeiter oder sonstige am Arbeitsplatz anwesenden Personen den Brandausbruch. Besonders gefährlich ist außerdem, wenn ein tatsächlicher Feueralarm als Probealarm aufgefasst und daher nicht ernst genommen wird. Warnen Sie Ihre Kollegen daher umgehend vor der Gefahr! Bedenken Sie, dass Festnetztelefone im Brandfall nicht funktionieren könnten.

Brandausbreitung verhindern

Neben baulichen Vorschriften, wie Trennwänden und der Verwendung nicht brennbarer Baustoffe, können bei einem akuten Brand weitere Maßnahmen getroffen werden, um das Ausmaß des Feuers gering zu halten. Lüftungs-, Transport- und Heizungsanlagen sollten im Brandfall abgeschaltet werden. Dazu gehört es beispielsweise, Rohrleitungen abzusperren, den Gashaupthahn zu schließen und elektrische Anlagen gegebenenfalls spannungsfrei zu machen. Das außer Betrieb setzen solcher Objekte hilft oftmals, eine Brandausbreitung zu verhindern. In der Praxis ist ein Notausschalter hier ein wichtiges Hilfsmittel. Bestehen jedoch Gefahren bei diesen Maßnahmen oder sind die Anlagen nicht mehr zugänglich, geht die eigene Sicherheit immer vor.

Flucht- und Rettungswege: Gefahrenbereiche sofort verlassen

Gefahrenbereiche müssen im Fall eines Brandes sofort über gekennzeichnete Flucht- und Rettungswege sowie Treppenräume verlassen werden – ein geordnetes und diszipliniertes Verhalten ist dabei entscheidend. Helfen Sie anderen, wie beispielsweise behinderten oder älteren Personen, sich aus der Gefahrenzone zu bewegen. Folgen Sie den Hinweisschildern, die jeweils den nächsten Ausgang und Fluchtweg kennzeichnen. An der festgelegten Sammelstelle lassen Sie sich registrieren, damit schnell geklärt werden kann, ob sich noch Personen im Gebäude befinden. Aufzüge bei der Flucht auf keinen Fall benutzen, da Sie bei einem Defekt aufgrund des Brandes im Gebäude eingeschlossen sind.

Gebückt gehen um eine Rauchvergiftung zu verhindern

Gerade die Rauchentwicklung ist bei vielen Bränden eine unterschätzte Gefahrenquelle. Rauch und Hitze gefährden die Atmung und das Bewusstsein, wodurch es passieren kann, dass Sie sich nicht mehr selbst in Sicherheit begeben können. Gebücktes Gehen erhöht die Chance, bei Bewusstsein zu bleiben und das Gebäude zu verlassen, da Rauch und Hitze stets nach oben steigen und sich im oberen Bereich des Raumes ansammeln. Bei starker Rauchbildung kriechend im Bodenbereich die Flucht durchführen.

Maßnahmen der festgelegten Brandschutzordnung durchführen

In der Brandschutzordnung sind die Handlungsanweisungen und Regeln zur Brandverhütung und -bekämpfung sowie zum Verhalten in sonstigen Fällen beschrieben. Diese müssen im Betrieb ausgehangen werden und sorgen für mehr Klarheit beim Vorgehen im Brandfall. Löschversuche mit Feuerlöschern und Wandhydranten sollten unternommen werden, soweit der Brand noch in der Entstehungsphase und die Brandbekämpfung ohne Eigengefährdung möglich ist. Beachten Sie die genauen Bedienungsanweisungen der Löschgeräte und Löscheinrichtungen. Bei erfolglosem Löschversuch oder größeren Bränden die Bekämpfung des Feuers einstellen und sich in Sicherheit bringen.

Rettung von Menschenleben geht vor Brandbekämpfung

Besucher, die sich im Gebäude nicht auskennen, sowie Behinderte sollten verstärkt bei Rettung und Flucht betreut werden. Personen mit brennenden Kleidern am Fortlaufen hindern, mit Decken, Mänteln oder Jacken einhüllen und auf dem Boden wälzen, um das Feuer zu ersticken. Falls das nicht möglich ist, Feuerlöscher einsetzen – Löschmittel dabei möglichst nicht in das Gesicht spritzen. Die Rettung von Menschenleben hat stets höchste Priorität vor der Brandbekämpfung.

Erste Hilfe bei Brandverletzungen

Nachdem Sie sich in Sicherheit gebracht haben, können Maßnahmen der Ersten Hilfe bei Brandverletzungen getroffen werden. Dazu gehören:

  • Brandverletzungen und -wunden mit kaltem Wasser behandeln.
  • Bei größeren Verbrennungen am Körperstamm nur einen sterilen Wundverband auf die verletze Stelle legen und nach Möglichkeit an der unverletzten Haut befestigen.
  • Das Berühren der Wunde und das Öffnen von Brandblassen sollte unterlassen werden, da ansonsten eine erhöhte Infektionsgefahr besteht.
  • Nutzen Sie keine Salben, Puder, Gelees oder Ähnliches, da sie die Wunde verkleben können.
  • Gesichts- und Augenverbrennungen unverbunden lassen
  • Festklebende Kleidung nicht abreißen

Bei Bewusstsein reichlich Flüssigkeit zuführen – wenn möglich salzhaltig. Bewusstlose Personen auf die Seite legen, den Kopf überstrecken und gegebenenfalls den Mund frei räumen, um Erstickungsgefahr bei Erbrechen zu vermeiden. Zudem müssen Brandverletzte vor Wärmeverlust geschützt werden, ohne dabei Druck auszuüben (beispielsweise durch eine Decke). Bauen Sie daher ein Gestell aus Stühlen, Tischen u.a. und legen Sie die Decke oder bedampfte Folie aus dem Verbandskasten darüber, um direkte Körperberührungen zu verhindern.

Vorgehen nach einem Brand im Unternehmen

Auch nach einem Brand müssen weitere Vorkehrungen getroffen werden. Jeder, auch der kleinste Brand, ist unverzüglich der Betriebsleitung und dem Brandschutzbeauftragen zu melden. Folgeschäden können durch Sichern der Brandstelle, Lüften, sowie dem Beseitigen von Löschwasser gering gehalten werden. Die Brandmelde- und Feuerlöschanlagen, sicherheitstechnische Geräte und Objekte müssen unverzüglich wieder einsatzbereit gemacht werden. Elektrische Anlagen und Betriebsmittel sind vor Wiederinbetriebnahme zu prüfen.

Das richtige Vorgehen bei einem Brandfall im Unternehmen ist essentiell, um Menschen und Sachwerte zu schützen. Präventive Maßnahmen und ein gutes Brandschutzkonzept tragen einen großen Teil zu der Brandsicherheit bei. Mit regelmäßigen Brandschutzübungen lässt sich das Verhalten der Beschäftigten üben und proben, um im Ernstfall richtig reagieren zu können.

Siehe auch: Brandschutzhelfer Ausbildung für Mitarbeiter

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