Die vorliegende Projektarbeit soll einen Grundstein mit nützlichen Anregungen und Empfehlungen liefern. Im Folgenden wird sich dieser Problematik anhand des Praxisbeispiels „Geiseltalsee“ gewindmet. Wir freuen uns insbesondere über positive Mitarbeit einiger engagierter Personen, die unsere Projektarbeit unterstützten und die Vermarktung des Geiseltalsees als Gemeinschaftsprojekt ansehen, um die Region voranzubringen.
Unser besonderer Dank gilt daher in erster Linie dem Vereinsvorsitzenden der IG SAALEKREIS e.V. Herrn Andreas Fiedler und Herrn Andreas Förtsch, der Marketinginitiative Geiseltalsee.de, für deren freundliche Unterstützung unserer Onlinebefragung. Darüber hinaus danken wir Herrn Prof. Dr. Klaus von Sicherer, der uns durch seine wertvollen Anregungen und Ratschläge stets zur Seite stand und somit einen wichtigen Beitrag zur Entstehung des vorliegenden Grundlagenkonzeptes geleistet hat.
InhaltsĂĽbersicht
Autoren:
Cagla Celik, Betriebswirtin B.A., [email protected]
Nadine Busse, Betriebswirtin B.A., [email protected]
Darstellung der empirischen Untersuchung
Im Folgenden werden die empirischen Grundlagen fĂĽr die IST-Situation der vorliegenden Arbeit dargestellt.
Insgesamt haben 65,10% der Probanden angegeben, dass sie den See kennen, jedoch wurde der Geiseltalsee von nur 52,20% besucht. 12,9% gaben an, dass sie den See zwar kennen, aber noch nie da waren. Weitere 35% der Befragten gaben an, dass sie den See ĂĽberhaupt nicht kennen.
Personen die angegeben haben, dass sie den See zwar kennen, aber nicht dort anwesend waren, wurden nach den GrĂĽnden gefragt, was sie davon abgehalten hat an diesen See zu fahren. (Vergleiche unten stehende Abbildung 2)
Hierbei gaben 30,8% der Probanden an, dass ihnen Seeerschließung und Angebot gar nicht bekannt sind. Weitere 30% der Befragten gaben an, dass sie aus Zeitgründen den See nicht besichtigen konnten. Kosten, sowie Angaben über schlechtes Image wurden gar nicht erwähnt. Lediglich 11 % finden See in seinem aktuellen Zustand uninteressant, wobei weiteren 15 % die Strecke zu weit ist. Die verbleibenden 11,5% nennen andere Gründe für ihr Fernbleiben (schlechte Anbindung an das Verkehrsnetz, kein Auto).
Personen, die bereits am See waren, haben folgende Gründe angegeben, weshalb sie den See besichtigt haben. (Vergleiche nächste Abbildung).
26 % der Probanden wollen die Natur genießen. Weitere 23 % der Probanden nennen die schönen Radwege an. Sonstige Gründe, die Besucher an den See lockten, sind Geiseltalseeexpress (8,6%) oder Treffen mit Freunden (11,4%). Die Mehrheit der Personen wohnt jedoch in der Nähe des Sees (22%) und kennt diesen deshalb. Auch Gründe, wie Seminarfahrten mit der Universität (11,4%), Urlaub (5,7%) und Sport (hauptsächlich Angeln, Jogging und Skaten, 8,5%) wie auch berufsbedingte Gründe (11,4%) haben Besucher in der Vergangenheit in die Geiseltaldestination gezogen.
Im nächsten Schritt werden nur die wichtigsten touristischen Attraktionen, die für den Seebesuch ausschlaggebend sind, analysiert.
Zwar haben 81% ein allgemeines Interesse am Seeangebot, jedoch würden nur 78,6% aufgrund des Seeangebotes in die Geiseltalregion kommen. (Wenn im folgenden von Seeangebot gesprochen wird, werden darunter die verschiedenen Wassersportmöglichkeiten verstanden.) Bei 73 % der Befragten wäre das Naturschutzgebiet am Geiseltal ausschlaggebend zu kommen. Historische Denkmäler (bspw. Bunkeranlage) bieten ebenfalls einen Anreiz für 63%. Weitere 51,7% würden das Weinbaugebiet im Geiseltal definitiv besichtigen wollen.
Fossilien sind für 58% der Probanden ein ausschlaggebendes Kriterium, den See zu besichtigen. 44,27% der Befragten finden das Kriterium “regionale Komponisten” so interessant, dass sie deswegen in die Region kommen würden.
In einem folgenden Schritt werden weiterfĂĽhrende besucherspezifische Informationen in Bezug auf den Geiseltalsee gegeben und der Nachfrage gegenĂĽbergestellt.
26% der Probanden geben an, dass sie den See mit der Familie besichtigen würden (davon: 24% vierköpfige Familien). Des Weiteren geben 41% an, die Besichtigung mit seinem Partner/in durchzuführen, wobei es sich hierbei hauptsächlich um junge Personen (>35 Jahre) handelt, die Netto unter 1500€ verdienen. 24 % erwähnen, dass sie den See mit Freunden besichtigen würden. Bei einer weiteren Analyse hat sich hierbei ergeben, dass es sich bei den 24 % der Personen, um Schüler und Studenten handelt. 2,9% würden allein den See besichtigen, wobei es sich hierbei ausschließlich um Single-Männer handelt. Lediglich 1,9% bevorzugen den Besuch mit einer Reisegruppe.
Bei dieser Gruppe handelt es sich hauptsächlich um Personengruppen >50 Jahre.
Eine weitere Frage zielt auf die Standortwahl der Fossilienpräsentation ab. Der Befragte sollte angeben, ob die Fossilien im Hallenser Museum oder an der Fundstätte im Geiseltal ausgestellt werden sollten. Die Frage beinhaltet darüber hinaus, ob der Standort der Fossilienpräsentation auch einen Anreiz zur Besichtigung derer gibt. Die folgende Abbildung fasst die Ergebnisse des bevorzugten Standortes übersichtlich zusammen.
Die Mehrheit (64%) bevorzugen den Standort Geiseltal, wobei lediglich 12 % angeben, dass in Halle/Salle die Fossilien vorgefĂĽhrt werden sollte.
In einer weiteren Analyse wurde nach der Preisbereitschaft fĂĽr eine Ausstellung von Fossilien am Geiseltalsee gefragt. Die nachfolgende Abbildung fasst zusammen, wie viel die Leute als Eintrittspreis fĂĽr Fossilien ausgeben wĂĽrden.
Der obige Box Plot weist eine Preisbereitschaft von 0 € bis 12 € auf.
Demnach würden Kunden maximal 12€ für einen entsprechenden Museumsbesuch ausgeben. Der Median liegt in diesem Fall bei 5 €. Somit könnte als Eintrittspreis durchaus 5€ genommen werden. Mit den neu gewonnen Erkenntnissen in Bezug auf die Standortpräferenz der Besucher liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Gruppe, die den Standort Geiseltal bevorzugen, um ansässige Personen handelt.
Demnach wurde in einer weiteren Analyse geprüft, ob die Standortwahl darauf zurückzuführen ist, dass die Probanden mehrheitlich aus der Region Geiseltal kommen und dieses deswegen bevorzugen. Mit Hilfe eines statistischen Programms (Gretl) lässt sich dieses leicht überprüfen. Beide Standorte wurden unabhängig voneinander betrachtet und mit dem jeweiligen Wohnort verglichen.
Insgesamt wollen 64% der Befragten die Fossilien am Geiseltalsee begutachten können. Diese 64% sind jedoch mehrheitlich nicht Bewohner des Geiseltals, sondern stammen hauptsächlich aus anderen Bundesländern, wie Thüringen und Niedersachsen. Somit ist die Hypothese widerlegt, dass die Standortwahl „Geiseltalbewohner abhängig“ ist.
Weiterhin interessant ist die Frage, ob bei einer Fossilienausstellung am Standort Geiseltal auch mehr Geld zu erwirtschaften ist. Daher wurde die Preisbereitschaft der beiden Standorte in einem weiteren Schritt von einander abgegrenzt. Erneut wurde zur Vereinfachung das hiesige statistische Programm herangezogen.
Nach Auswertung der Ergebnisse ergab sich für den Standort Halle/Saale eine maximale Preisbereitschaft in Höhe von 10€. Hingegen liegt die maximale Preisbereitschaft bei einer Positionierung am Geiseltal bei 14€. Demnach kann mit dem präferierten Standort “Geiseltal” sogar mehr Gewinn erwirtschaftet werden.
Die nächste Frage soll in Erfahrung bringen, ob die Leute generell Interesse an einer historischen Route durch die Geiseltalregion hätten. Den Touristen wird die Möglichkeit gegeben einen pauschal gebuchten Tagesausflug im Geiseltal zu erleben. Somit hätten sie die Möglichkeit, die regional bedeutendsten Sehenswürdigkeiten1 in geführter Form abzuarbeiten. (Preisvorschlag: 40€ p.P).
Die Teilnahmebereitschaft an einer entsprechenden Route liegt bei 52%. Bei diesen 52% handelt es sich um Personen, mit einen mittleren bis hohen Nettohaushaltseinkommen (1500€ bis 2500€). Die Route zieht nicht nur eine hohe Interessengemeinschaft heran, sie spricht auch wohlhabendere Kundschaft an, die wiederum tendenziell mehr Geld in der Region lassen würden.
Demnach sollte über ein entsprechendes Angebot im Vermarktungskonzept nachgedacht werden. Wie bereits eingangs erwähnt, profitiert der Geiseltalsee von seiner strategisch guten Lage. Durch eine gezielte Kooperationen mit verschiedenen Städten und der daraus resultierenden Attraktivitätssteigerung könnte die Besucherzahl signifikant ansteigen.
© 07.03.2011